Die Chancen des digitalen Wandels in Österreich gezielt nutzen – Der digitale Wandel sorgt derzeit auch in Österreich für einige Verwirrung, da er viele Aspekte des täglichen Lebens betrifft. Aus diesem Grund hat der Bundesrat im Sommer 2015 einen Online-Beteiligungsprozess gestartet und ein Grünbuch „Digitaler Wandel und Politik“ veröffentlicht. Die breite politische und gesellschaftliche Diskussion, die damit ausgelöst werden soll, ist in diesem Land ungewöhnlich, aber sehr wichtig.
Während die digitale Transformation weiterhin rasch voranschreitet, arbeitet Österreich auch intensiv an der Vorbereitung einer Digitalen Agenda. Die Digitalisierung wirkt sich auf praktisch alle Lebensbereiche aus und stellt Politik und Gesellschaft vor erhebliche Herausforderungen. Es ist daher notwendig, die vielen Aspekte sehr offen zu beleuchten und gleichzeitig eine Balance zwischen den aufkommenden Ängsten und den erhofften Chancen zu finden. Neue Denk-, Lebens- und Arbeitsmodelle entstehen nicht auf Knopfdruck, sondern erfordern Zeit, Mut, Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit.
Fokus auf Software
Wie aktuelle Studien zum Internet der Dinge zeigen, wird Software im digitalen Zeitalter zunehmend in den Mittelpunkt der Innovation und letztlich der Geschäftsprozesse rücken. Nicht nur Start-ups basieren heute oft auf Software und entwickeln neuartige digitale Geschäftsmodelle. Da Software-Experten ohnehin immer auf der Suche nach Neuem sind, trifft sich hier besonders der Entwicklungs- und Erfindergeist.
Die ständige Suche nach marktfähigen Innovationen hat zur Entwicklung von mobilen Anwendungen, Cloud-Diensten, großen Datenmengen und dem Internet der Dinge geführt. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und es wird dem digitalen Wandel nicht an neuen Themen fehlen. Dies erfordert natürlich auch die ständige Bereitschaft aller Beteiligten, sich über neue Plattformen, Rahmenbedingungen, Werkzeuge, Prozesse und die damit verbundenen Geschäftsmöglichkeiten zu informieren.
Förderung der digitalen Fähigkeiten
Wie in allen Veränderungsprozessen ist es auch im digitalen Wandel wichtig, die relevanten Kompetenzen möglichst breit und umfassend zu vermitteln. Der Verband der Österreichischen Softwareindustrie (VÖSI) will mit einem eigenen Projekt, das 2016 starten soll, dazu beitragen.
Der VÖSI konzentriert sich natürlich auf Software, die in der Digitalisierung von zentraler Bedeutung ist, insbesondere im Hinblick auf Arbeitsplätze, Innovation und Wertschöpfung. Natürlich sind viele solcher Initiativen notwendig, um die verschiedenen Aspekte des digitalen Wandels – Internet der Dinge, Sicherheit, Big Data usw. – zu beleuchten, zu diskutieren und verständlich zu machen. Eine fundierte Aus- und Weiterbildung, verbunden mit der Entwicklung von Forschungs- und Unternehmergeist, ist sicherlich unverzichtbar, wenn Österreich (oder Europa) im internationalen Wettbewerb erfolgreich sein will.
Digitale Geschäftsmodelle brauchen Mut
In einem nächsten Schritt sollen die erworbenen Fähigkeiten in neuen Geschäftsmodellen umgesetzt werden. Doch gerade hier fehlt es an geeigneten Rahmenbedingungen sowie einer mutigen Gründungskultur, die auch das Scheitern berücksichtigt und Möglichkeiten eröffnet, um danach ohne Gesichtsverlust weiterzumachen. Wie die aktuellen Diskussionen um das Internet der Dinge zeigen, dominiert hier eher die Angst als der Blick auf die zu nutzenden Chancen. Es ist sicherlich richtig, für digitale Sicherheitsstrategien spezialisierte Dienstleister zu nutzen. Um jedoch die Chancen, die beispielsweise das Internet der Dinge bietet, nutzen zu können, braucht man mutige Innovation und unternehmerischen Weitblick.
Komplexität beherrschen & Kooperation fördern
Das Grundsatzpapier zur Entwicklung einer österreichischen IKT-Strategie fordert unter anderem eine bessere Koordination der IKT-Politik sowie die Einbeziehung und Umsetzung von Forschungsergebnissen. Schließlich wächst die Komplexität digitaler Systeme ständig und muss mit geeigneten Methoden (wie der in anderen Branchen weit verbreiteten Modellierung) unter Kontrolle gehalten werden. Gleichzeitig wird aber auch sichergestellt, dass zukünftige Generationen immer auf dem Vorhandenen aufbauen und es weiterentwickeln können.
Da der digitale Raum aber unzählige Ansatzpunkte für neue Geschäftsmodelle bietet, sollte es Aufgabe der IKT-Politik sein, die heimischen Stärkefelder zu definieren und dann gezielt auszubauen. Gleichzeitig müssen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam am digitalen Wandel arbeiten und tragfähige Konzepte entwickeln, um aus der Vielzahl der Möglichkeiten die besonders wünschenswerten und erfolgversprechenden Optionen auszuwählen. Dazu ist es sicherlich notwendig, die „Kultur des Argumentierens, Debattierens und Zuhörens“, die laut dem Grünbuch „Digitaler Wandel und Politik“ derzeit noch nicht sehr ausgeprägt ist, rasch auszubauen und die „Kultur der Verschwiegenheit“ zu beenden.