Das digitale Zeitalter bringt große Veränderungen für Unternehmen mit sich. Was hat sich geändert?
Im Jahr 1997 hatten nur 2 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Internet. Bis 2014 ist dieser Anteil auf 40 Prozent gestiegen, Ende 2016 werden es rund 60 Prozent oder sogar mehr sein. Die Chancen, die sich daraus ergeben, wenn der Markt wächst, sind enorm. Gleichzeitig ist jedoch der Lebenszyklus der etablierten Unternehmen deutlich kürzer geworden, während sich die Innovationstätigkeit dramatisch beschleunigt hat.
Interessanterweise wollen viele Unternehmen digitale Produkte, arbeiten aber nicht effizient mit Kundendaten. Wir haben hohe Datenschutzrichtlinien und können daher Daten in hoher Qualität verarbeiten. Viele österreichische KMUs haben noch immer eine Hürde dafür. Aber mit nur wenigen tausend Euro können Sie ein Produkt auf den Markt bringen, das absolut wettbewerbsfähig ist, wenn nicht sogar besser in Bezug auf die Sicherheit als das eines Konkurrenten aus dem angelsächsischen Raum.
Das hat natürlich auch Schwierigkeiten mit sich gebracht, denn große, stabile Unternehmen mit einer soliden Marktposition können sich nicht so schnell an diese veränderten Marktbedingungen anpassen. Darüber hinaus sehen wir, dass Standorte in den neuen digitalen Geschäftsmodellen weit weniger wichtig sind als früher.
Auf welche aktuellen Entwicklungen müssen sich Unternehmen einstellen?
Der absolute Trend ist derzeit das Internet der Dinge (IoT), d.h. die Konnektivität. Dabei geht es um die Vernetzung von Geräten, von der Kaffeemaschine über den Fernseher bis hin zu Gebäuden. Es gibt viele verschiedene Lösungen, die zur Digitalisierung von Geräten, Gebäuden oder Büros führen.
Auch einheimische Unternehmen haben es geschafft, hier die Führung zu übernehmen. Wenn man dies als Unternehmer tun will, braucht man schnelle Prototypen, eine „geht nicht“ Mentalität, man muss in kleinen Tranchen arbeiten, viel experimentieren und getreu dem „Learning of Silicon Valley“ handeln: „oft scheitern, schnell scheitern“.
Wie können also KMU einerseits auf den IoT-Trend reagieren und andererseits davon profitieren?
Unternehmen brauchen die Fähigkeit, kreativ zu sein und viel mehr zu tun, als es bisher in einer traditionellen Kunden- und Lieferantenbeziehung möglich war. Wenn Sie als Gerätehersteller heute ein Gerät ausliefern und ein anderes Unternehmen damit wiederkehrende Umsätze macht, verlieren Sie etwa 70 Prozent Ihres Umsatzpotenzials. Außerdem sind Daten das neue Rohöl und die Ölscheichs von morgen die großen Datenlieferanten.
Wo sehen wir die Knackpunkte im Bereich der Digitalisierung für KMUs?
Einerseits muss ich als KMU die richtigen Produkte für meine Kunden auf den Markt bringen. Andererseits sollte ich mir zumindest kleine Anteile an den Zukunftstechnologien sichern, damit ich auch in anderen Branchen Geld verdienen kann. Das ist eine Absicherung! Durch diese Beteiligung erhalte ich Zugang zu einem sehr großen Markt.
Gleichzeitig komme ich in die Nähe jener Unternehmen, die den Finger am Puls der Innovation haben und so gemeinsam ideale Produkte entwickeln können, die wiederum für meine Kunden vor Ort interessant sind. Wenn ich nur eines dieser beiden Dinge tue, bin ich entweder ein reiner Investor und vergesse meine Kunden oder ich werde technologisch abhängig.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation der unternehmerischen Digitalisierung in Österreich?
Im deutschsprachigen Raum nimmt die unternehmerische Aktivität im Vergleich zum übrigen Europa zu. Das ist gut, denn wir haben viel Nachholbedarf! Österreich ist sicherlich ein schwieriger Wettbewerbsstandort aufgrund von steuerlichen und rechtlichen Fragen. Aber der Grad der Komplexität ist in Europa generell höher als in anderen Teilen der Welt, wo es einfacher ist, neue Geschäftsmodelle auf den Markt zu bringen.
Grundsätzlich können wir aber auch feststellen, dass österreichische, deutsche und schweizerische Unternehmen sehr gut überleben können und in einigen Bereichen sogar weltweit führend sind – nämlich dort, wo es um Hochtechnologie, Nischen und Super-Nischen geht. Dies war auch in der Vergangenheit der Fall. Wir sind ein Raum der Hidden Champions!
Wir haben freien Zugang zu den Universitäten und damit zu brillanten jungen Menschen auf höchstem Ausbildungsniveau. Aber ich sehe ein wenig die Gefahr, dass junge Talente von Regionen wie Silicon Valley, New York oder jetzt China angezogen werden. Wir müssen vor Ort investieren und mit Start-ups arbeiten, damit es keinen Verlust von Talenten gibt!